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Chance vertan?

Das Dilemma gerechter Sozial-, Verkehrs- und Umweltpolitik

Die Nordseite des Dortmunder Hauptbahnhofs, das Tor zur Nordstadt ist hoch belastet mit Stickoxyden, Feinstäuben und Rußpartikeln und hat kaum noch Lebens- und Aufenthalts-qualitäten. Sie ist zum Umschlagplatz motorisierten Verkehrs und von Fernbussen mit Ankünften und Abfahrten im 5-Minuten-Takt verkommen. Sie ist ein Sinnbild für Dumping und Ausbeutung – Anlieferung von billiger Arbeitskraft, schadstoffreiche Mobilität und Logistik, hohe gesundheitliche Belastungen in einem entwerteten trostlosen Stadtraum.

Mit einem Planungswettbewerb hatte sich 2017/18 die Chance aufgetan, an dieser wichtigen Stelle die stadtpolitischen Kriterien des vorigen Jahrhunderts zu prüfen und neue Ideen zu entwickeln, die geeignet sind, den Konflikt zwischen Mobilitätsbedürfnissen der Stadtbewoh-ner*innen und ihrer sozialen Ansprüche einerseits und der Vergiftung von Luft und insgesamt der Umwelt andererseits zu lösen. Chance vertan?

In einer öffentlichen Beratung zwischen Nordstadtbewohner*innen, Fachleuten und lokaler Politik sollen Alternativen zur kommunalen Mobilitäts- und Klimapolitik eröffnet und für die Planungen am Ort im Interesse der hier lebenden Menschen nutzbar gemacht werden.

Uns treiben besonders Anliegen von Umweltgerechtigkeit und Wohnen als neuer sozialer Frage, die wenig sensible, an gestrigen Mobilitätsvorstellungen orientierte Verwaltungspraxis und deren meist beredt beschwiegenen gesundheitlichen Folgen an.

Einladung zum Ratschlag am 14. Juli 2018 um 14 Uhr (bis 18 Uhr)

in der Nordstadt im Dietrich-Keuning-Haus, Raum 226

  • Präsentation der Erkenntnisse aus mehreren Messwellen zu Luftschadstoffen im Bereich des Zentralen Omnibusbahnhof/nördlichen Bahnhofsvorplatz.
  • Impulse von Sozial-, Verkehrs- und Umwelt-Expert*innen im Podium mit Dr. Winfried Wolf (Publizist, Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von attac), Prof. Dr. Heike Köckler (Hochschule für Gesundheit, Bochum), Dipl. Ing. Wiebke Claussen (BI zum Envio-Skandal in Dortmund), und eine Vertretung der Stadtverwaltung (angefragt).
  • Diskussion von Zustand und Perspektiven im Plenum

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Weidezaun für Garten

Zu Beginn der Hauptreisezeit, der großen Ferien, wurde am Samstag, 15.7.  der bisherige Maschendrahtzaun, der den kleinen Garten vor Zerstörung schützen soll, um einen recht ansehnlichen Weidezaun ergänzt. Nebenbei wurde, wie schon so oft, im improvisierten „Café“ am Garten ausgeruht, geklönt und den interessiert schauenden Passanten- bzw Busreisegästen der Hintergrund der  Gartenaktivitäten erklärt.

   

“Über den Gartenzaun …“

Anfang Oktober gibt es 5 Jahre das Picknick zum Gartengeburtstag und interessante Begegnungen mit Menschen im „Transit“. Es sind flüchtige Kontakte, aber voller Geschichten. Immer geht es auch um die Welt von morgen. Und ganz nebenbei wird gemeinsam gegärtnert, gewerkelt und gegessen.

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Für kurze Zeit entfaltet sich an dem Unort „ZOB“ (wie Zombie) rund um den Garten ein kleines Stück Utopie.

Da ist der Wegschieber, der die Gärtner/innengruppe „beauftragt“ die Stadt zu verändern: Ihr müsst euch engagieren und dafür sorgen, dass die Stadt menschenfreundlicher wird.

Der Motorradfahrer aus der Vorstadt, der auf seine Frau wartet – der Bus ist verspätet – und der gerade in diesem Augenblick Zeit hat, sich auf den Garten und Geschichten um seine Entstehung einzulassen. Er ist Rockmusiker und auf der Suche nach einer Band. Er wohne noch nicht lange wieder in der Stadt und in seinem Alter wäre das nicht mehr so einfach. Das mit dem Garten sei gut, ein Statement, dass verstünde sogar er als Motorradfahrer. Nach einer kleinen Stärkung greift er tatkräftig bei der Reparatur des kleinen Zauns zu.

Der junge Passant, der auf die freundliche Einladung zu einem Stück Kuchen gleich die Hände hebt und sagt, er habe kein Geld. Auf das fröhliche, das macht nichts „hier ist alles umsonst und draußen“ blickt er ganz erstaunt. Das ist ihm wohl noch nie passiert. Er nimmt gerne an und hat ein bisschen Zeit zum Reden.

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Und es wird viel geredet: Das Bahnhofsumfeld soll endlich neu gestaltet werden und so auch der Vorplatz auf der Nordseite. Was wird mit dem Garten werden? Die Bürgerbeteiligungs- und Planungswerkstatt ist so ungünstig tagsüber unter der Woche gelegt, dass im Grunde niemand teilnehmen kann. Das ist wohl auch so gewollt. Es wird kontrovers darüber diskutiert, ob die angekündigten „Aufwertungen“ eher Gutes oder Schlechtes versprechen. Schnell zeigen sich zwei Positionen: die eine sieht „Aufwertungen“ positiv und erhofft sich ein mehr an sozialer Mischung. Das soziale Klima wäre in der Nordstadt dann weniger bedrohlich. Es seien halt auch viele Menschen mit Problemen hier. Die andere schildert den schleichenden ökonomischen Druck, der mit Aufwertungen häufig einhergeht, und bei „Erfolg“ immer in der Verdrängung der ärmeren eingesessenen Menschen mündet, die sich dann eine neue Bleibe suchen müssten. Der Zuzug ökonomisch stärkerer Gruppen ist zugleich eine Vertreibungsdrohung. Und wenn erst einmal hippe Läden kommen, dann könnten die kleinen Kram- und Gemüseläden der Alltagsversorgung bald die steigenden Mieten nicht mehr zahlen. Es gibt keinen „Fahrstuhl“ nach oben, sondern nur „Aussortieren“ derjenigen, die nicht mithalten können und die sind in der Nordstadt die Vielen.

Die subtile Vergrämungstaktik der Stadtverwaltung gegenüber armen Menschen tut ein Übriges. So wurde jüngst das Ordnungsgeld für „wild pinkeln“ erhöht, ohne natürlich für öffentliche Toiletten zu sorgen. Wo soll eigentlich jemand hingehen, der oder die nicht genug Geld hat, um in ein Restaurant zu gehen, dort etwas zu bestellen, aber eigentlich nur ein WC braucht? Warum wird nicht jede/r, die etwas zum Verzehr verkauft, verpflichtet, kostenlos Toiletten anzubieten? Warum gibt es an solchen großen öffentlichen Verkehrsknoten wie dem Hauptbahnhof mit ZOB kein kostenfreies, öffentliches Angebot? Stattdessen bringt man immer mehr Menschen in solche unabweisbaren Notlagen – die Gesellschaft altert rapide. Immer mehr Menschen können altersbedingt das Wasser nicht über längere Zeit halten. Sie müssen ihre Wege nach dem Angebot von Toiletten planen oder gleich zu Hause bleiben.

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Für uns als Anwohner/innen wäre das Wiedergewinnen der Grünfläche auf der Nordseite des Hauptbahnhofs ein zentrales Anliegen. Es geht uns dabei nicht um totgepflegtes Abstandsgrün, sondern um die Erweiterung der bislang kleinen Gartenutopie zu einem konkreten Handlungsraum. Umso vielfältige spontane Benutzung und Aneignung zu ermöglichen, zum Beispiel als ¨essbare Stadt¨ durch den Anbau von Gemüse und Obst aus aller Welt, das von allen geerntet werden darf. Lagern, Picknicken und Musik machen sind ausdrücklich erlaubt. Dazu wäre es notwendig, die hohe Schadstoffbelastung durch den motorisierten Verkehr auf ein gesundheitlich verträgliches Niveau abzusenken.

5 Jahre „Garten statt ZOB“

am kommenden Samstag, den 1. Oktober 2016, ab 14 Uhr feiern die Erbauer/innen des kleinen Guerilla-Gartens auf der Nordseite des Hauptbahnhofs sein fünfjähriges Bestehen. Er war gedacht als blühender Protest gegen den Grünflächenfraß durch dieselbetriebene Fernverkehrsbusse – das war damals ein „zukunftsträchtiger“ Coup in der galoppierenden Verseuchung des Klimas, der Luft und der Böden. Die Stadtplanung hatte keinen besseren Platz für den privat organisierten Zentralen Omnibus Bahnhof (ZOB) gesucht und ihn deshalb auch nicht gefunden. So hatte der kleine Widerständler keine Chance, den Kampf gegen den Moloch hier zu gewinnen.

Fünf Jahre später sollen die Bürger der Nordstadt nun in einer „Planungswerkstatt Hbf-Nord“ selbst einen Plan entwerfen. Am ZOB an diesem Standort darf dabei aber nicht gerüttelt werden – er soll auf das Gleisniveau angehoben werden und ist dann unten ja weg! Zwar müssen die Busse rauffahren und runterkommen, auch verduften sich die Abgase oben nicht einfach, sondern senken sich herab, aber die ehemaligen Grünflächen unten können neu verwertet werden – am liebsten dicht und hoch bebaut von privat interessierten Investoren.

Die Fläche war früher einmal auf allen Planungsebenen als Grünfläche festgelegt, um eine Nord-Süd-Kaltluftschneise bis an die City herzustellen und dauerhaft zu erhalten. Unser Vorschlag ist, diese sinnvolle Planung wieder aufzunehmen und phantasievoll umzusetzen und so dem „Garten statt ZOB“ doch noch zum späten Sieg zu verhelfen – die Fläche insgesamt „renaturieren“ wäre die menschenfreundliche Perspektive! 

Picknick zum 4.Gartengeburtstag

Garten-Geburtstagspicknick am 17.Oktober

FledermausratteLiebe Gartenfreund/innen,
es sind turbulente Zeiten. Das grüne Fleckchen hinterm Hauptbahnhof liegt mitten im Zentrum von Flucht- und Wanderungsbewegungen. Wie gut wäre da ein großer Garten zum Atem holen und ein wenig Kräfte zu schöpfen? Stattdessen findet man eine öde Transitzone mit ständig vermülltem Busbahnhof, Verkehrschaos und hoher Luftbelastung.
Der kleine gallische Widerstandsgarten ist immer noch da und wie bereits angekündigt soll am 17. Oktober der vierte Gartengeburtstag (!) mit einem spätsommerlichen Picknick und vielen Gesprächen mit Passant/innen und Transitreisenden stattfinden.
Schön wäre es, wenn wir in diesem Jahr um ca 15 Uhr beginnen könnten. Ich freue mich Euch alle zu sehen.