Archiv für den Tag: 10. Januar 2021

Machbarkeitsstudie 2020

Es ist einiges im Gange rund um den Hauptbahnhof. Hier Links zu den aktuellen Mitteilungen der Stadt zu ihren Planungen:

die Erklärung der Stadt zur Machbarkeitsstudie – https://dosys01.digistadtdo.de/dosys/gremrech.nsf/%28embAttOrg%29/565B23264DCCECBAC125855200478B67/$FILE/Anlagen_17182-20.pdf?OpenElement

+ die Vorlage der Stadt zum Wall inklusive alternativer Verkehrsführung entlang der Nordseite des Hauptbahnhofs: – https://dosys01.digistadtdo.de/dosys/gremrech.nsf/(embAttOrg)/CB67C1BBA57C6DF3C12586230062D3B6/$FILE/VorlageDS%2319028-20.doc.pdf?OpenElement

Stellungnahmen zu diesem Artikel bei den Nordstadtbloggern

Cornelia Wimmer 10. Dezember 2020

Was erzählt man uns hier? Park, Grünes U, grüne Oase,– Anderthalb Dutzend Mal fällt das Wort „Park“, mindestens 10 Mal das Wort „grün“, gerne auch im Superlativ. Zur Erhöhung des Suggestivwertes: attraktives urbanes Quartier, Frischluftschneise, Geschenk an die Stadt. Und das Schönste: Jede/r kann mitplanen!
2 Mal hingegen, fast überlesbar, erfährt man, dass da noch ein Zentraler Omnibus-Fernbahnhof (ZOB) im Spiel ist: Gar nicht erwähnt: Geschätzte 300 Buseinfahrten täglich (und ebenso viele Ausfahrten, versteht sich) Geplant hinter der heutigen Paketpost, nahe der Union-Brücke, auf ca.- 4 m Höhe, – eine gigantische Aushöhlung der bergkamm-ähnlichen Erhöhung. Belichtungsschächte nach oben, auf die hier so ausgiebig beschworene Grünfläche – Drunter: Ein Parkhaus mit 500 Stellplätzen. Daneben, östlich und westlich: Dichte Bebauung. Verkehre bedingt durch Bebauung, Zentralen Omnibusbahnhof, Bring- und Holverkehre zum ZOB, – alles muss aneinander vorbeigeschleust werden. – Man erwägt ernsthaft den Bau einer Brücke, die die Schützenstraße überqueren und die die Busse in den ZOB schleusen soll. Alternativ eine Rampe, die sich bis auf 4 M Höhe raufschraubt. – Will uns das auch mal jemand zeichnen oder zu unserer Vorfreude schildern?
Tatsche ist, dass eine gigantische bauliche Verdichtung und eine Vernichtung von Grün durch intensive Bebauung (das völlig beschwiegene Hochhaus über dem Bahnhof, die gewerbliche- und Wohnbebauung östlich und westlich der Schützenstraße) stattfinden soll. – Kaum beherrschbare Verkehrsströme, Emissionen, Lärm, herabgesetzte Luftzirkulation. Und das an einem Ort, der sowohl hitze- wie auch starkregengefährdet ist, wie städtische Dokumente belegen. Wer Genaueres erfahren möchte, lese die Machbarkeitsstudie (Drucksache Nr.: 17182-20) . Zu finden bei den Niederschriften der Sitzungen der Bezirksvertretung Innenstadt Nord, Mai 2020. Nach zäher Lektüre weiß man so viel: Es ist zum Fürchten, was da auf uns zukommt.

Wolfgang Richter 11. Dezember 2020

Zombies landen auf der Nordseite des Hauptbahnhofs

Es scheint, als ginge alles so weiter. Kurzfristig behinderte die Corona-Pandemie Politik und Verwaltung, die auf der Oberfläche “as usual” agierten und weiter Blasen bliesen. Hinter vorgehaltener Maske konnte hören wer hören wollte, dass sich die ökonomischen, ökologischen, sozialen Zustände schon vor den Corona-Zugriffen im freien Fall befanden – die Pandemie machte das lediglich sichtbarer und spürbarer. Jedem kann klar sein, dass das hemmungslose Überlaufen der Geld-Druckmaschinen schließlich bezahlt werden muss, ökonomisch, ökologisch, sozial. Das zerstörerische System hat festgelegt, wer bezahlt und wer profitiert, national und international.

Unverdrossen planen die hiesigen Stadtentwickler auf der Nordseite des Hauptbahnhofs da so weiter, wo und wie sie vor Corona aufgehört hatten. Inhaltlich wurden die prekären Pläne ein weiteres mal aufgehübscht: Viel Beton und Asphalt soll vergossen, Stahl und Glas aufgetürmt und alles grün verziert werden – eine Lösung der radikal wachsenden Verkehrsprobleme wurde einmal mehr ignoriert. Aber Platz geschaffen für private Gewinnerwartungsflächen und weitere Belastungen für die öffentlichen Räume vorgesehen. Methodisch wird das alte Verfahren in neuer Technik betrieben – immer ein Planungs-Schrittchen weiter gehen, das später als beschlossen gelten wird, immer “die Menschen beteiligen” und ihre Meinung vereinnahmen, sofern sie passt.

Auf Herrn Sierau als starker OB folgte Herr Westphal als starker Stadtentwickler – im Gewusel der Rathauskoalitionierungen war offenbar kein Platz, die autogerecht verkorkste Dortmund-Planung, in diesem Fall “nordwärts”, grundsätzlich zu überdenken. Ein Blick auf die inzwischen lebensbedrohenden Veränderungen in den natürlichen Ressourcen, Umwelt und Klima und im Umgang mit Menschenwürde, Solidarität und Demokratie ist nicht zu erkennen. Keine Zeit, an diesem so wichtigen Ort im Stadtplan lebensfähige Perspektiven für die Benutzer/innen der City und des HBF mit den Bewohner/innen der Nordstadt zu denken und in Planung umzusetzen.

Manches erinnert an die große Politik, die in Berlin und den Bundesländern “in der Krise” übt, ohne finanzielle Deckung zu arbeiten und täglich neue Parolen auf Verordnungswegen auszugeben. So sollen, mit Hilfe des allfälligen Chors der Medien, die Menschen in Atem gehalten und an der rasanten sozialen Spaltung und schleichenden Entdemokratisierung “beteiligt werden”, ohne dass sie Einfluss auf die Entscheidungen nehmen können.

Wiebke Claussen 13. Dezember 2020

De facto sind in den letzten Jahrzehnten die vorhandenen Freiflächen nördlich des Bahnhofs nach und nach zubetoniert worden (Arbeitsamt, Fernbus ZOB). Nun steht die weitere Versiegelung der letzten nicht bebauten Fläche an.
Nur ein Teil der zu überplanenden Flächen gehört der Stadt, der überwiegende Teil der Bahn, Immobilienfonds und privaten Eigentümern, die von der Stadt angesprochen wurden, um hie neue urbane Stadtentwicklung voranzubringen und den „Hinterhof“ zu attraktivem urbanen Quartier zu entwickeln.
Das Ganze ist ein riesiges Immobilienentwicklungs- und Verkehrserzeugungsvorhaben. Was an diesem zentralen Ort in Dortmund und diesem strategischen Punkt der Stadtentwicklung ansteht ist die Schaffung von städtebaulichen Gebrauchswerten und Aufenthaltsqualitäten für Alle. Es geht darum, Klimaschutz und so etwas wie Klima- und Verkehrswende konkret zu machen. Aber all das sucht man vergebens. Statt dessen wird weiterhin am Standort des Fernbus-Bahnhofes festgehalten, der weitere immense Verkehre in die Nordstadt ziehen wird.
Und auch die zu schaffende „grüne Rampe“ entpuppt sich bei näherem Hinsehen nur als das „begrünte Top“ aufeinander gestapelter Verkehrsanlagen: Fernbus-Bahnhof, Parkhaus und ein Fahrradparkhaus. Und dies wird dann als „Geschenk“ verbrämt, das an die Stadt zurückzugeben werden soll. Und zur Möblierung des grünen Parkhausdaches dürfen wir Bürger uns jetzt mit Gedanken machen.

Diese Planungen gehen angesichts der Klimadebatte in die komplett falsche Richtung!